Hallo alle zusammen,

heute werde ich euch etwas über das „Künstlerzimmer“ erzählen. Ich bin im Jahrgang neun und wir haben zusammen mit dem Künstler Jan Lotter gearbeitet. Dabei ging es nicht darum, nach einem Plan zu zeichnen oder ob man im Zeichnen gut ist oder nicht, sondern es ging darum, nach eigener Vorstellung zu zeichnen.

Das erste Mal im „Künstlerzimmer“ fragte uns Jan Lotter: „Habt ihr schon mal davon gehört, dass jedes Tier die Welt anders wahrnimmt?“ Wir fragten uns, was diese Frage bedeuten sollte und was dies mit unserem Unterricht zu tun hätte. Dann bekamen wir unsere Aufgaben: Wir sollten in jeweils Zweiergruppen zu einem der ausgehangenen Zeichenblätter gehen. Dort sollte eine der beiden Personen einen Stift nehmen und sich dem Blatt zuwenden. Diejenigen, die vor dem Blatt standen, durften sich nun nicht mehr umdrehen. Während Jan Lotter etwas in der Mitte des Raumes aufbaute (bestehend u.a aus einem Besen und einer Tiermaske), sollten alle warten, bis er fertig war. Der*die jeweilige Partner*in sollte dem anderen das Aufgebaute beschreiben und der*die vor dem Blatt stand, sollte dies zeichnen. Man zeichnete nach Angaben, wobei man die Sicht seines*seiner Partner*in hörte, während man dies wiederum mit seiner eigenen Sicht vermischte. Das Ziel des Ganzen war, dass man mal sehen konnte, wie unterschiedlich jede Zeichnung war. Denn jede*r sah dasselbe, aber aus einer anderen Sicht.

Nun wechselten die Partner*innen die Positionen und gingen ebenso vor. Nur war jetzt etwas anderes aufgebaut. Ein weiteres Mal sah jede*r diese Unterschiede in den Ergebnissen.
Das, was wir aus dieser Stunde mitnehmen sollten, war, wie unterschiedlich die Objekte, die wir sehen, mit den eigenen Augen wahrgenommen wurden. Jede Person sah etwas anderes.

Das zweite Mal im „Künstlerzimmer“ hatten wir eine ähnliche Aufgabe, jedoch gingen wir nur wieder in jeweils Zweiergruppen nach draußen auf den Schulhof. Dort sollten wir einen Ort nach Belieben suchen. Als jede*r eine Position hatte, bekam jede Gruppe ein Blatt und ein Tuch. Einer der beiden Partner*innen sollte zeichnen, während er die Augen bedeckt bekam. Der andere sollte irgendetwas, das er sah, beschreiben. Der*die andere sollte versuchen, dies blind zu zeichnen.

Was einem nach dem Zeichnen auffiel, war, dass man Sachen wahrnahm, die man zuvor nie richtig bemerkt hatte. Ein weiteres Mal wechselten die Partner*innen ihre jeweilige Rolle. Und beschrieben etwas anderes, was sie sahen. Alles erschien anders und jede*r zeichnete etwas, das er*sie tagtäglich sahen, jedoch leicht abweichend davon, wie es in Wirklichkeit aussah.

Persönlich stellte ich fest, dass jeder ein Objekt anders wahrnahm. Dies bedeutet, dass, wenn jemand etwas anders gezeichnet hat, es vielleicht aus eurer Sicht falsch erscheint, aber aus Sicht des anderen ist es ja richtig. Auch wenn es anders aussieht oder erscheint, es ist nie falsch. Ein weiterer Beweis dafür, dass wir Menschen genau wie Tiere alles anders wahrnehmen.

(Mareen, Schülerin)