K u n s t J o u r n a l D a s f l i E g E n d E Die Schule, von der ich träume # 3

Die Schule, von der ich träume Lilly: Welchen Stellenwert nimmt das fliegende Künstlerzimmer in den durch das Ministerium für Wissenschaft und Kunst geförderten Projekten im Rahmen der Kulturellen Bildung ein? Mia: Lisa Haucke hat daran gearbeitet, Kunst und Natur miteinander zu verbinden. In der Baumpflanz- Carolina Romahn: Einen sehr hohen Stellenwert, denn performance etwa, zu Beginn des Schuljahres, es ist ein fantastisches Projekt und ein einzigartiges Format für Kulturelle Bildung und Kunstförderung an Schulen in ländlichen Räumen. Die Künstler*innen bekommen von unserem Ministerium haben wir erlebt, wie sie zwei Apfelbäume und zwei Johannisbeersträucher bei uns in den Schulgarten gepflanzt hat. Auch in einem von ihr gemeinsam mit Schüler*innen aufgestellten Hochbeet ist schon viel gewachsen. Was bringt die Idee des fliegenden pro Monat 2.000 Euro als Arbeitsstipendium, und das Künstlerzimmers Ihrer Meinung nach zum Wachsen, ein ganzes Jahr lang. Sie arbeiten mit den Schüler*innen, und was hätten Sie sich persönlich für sich gewünscht, haben aber auch noch Zeit, ihre eigenen Kunstprojekte zu verfolgen. Die finanzielle Absicherung macht den Kopf frei und gibt den Künstler*innen Raum, zu experimentieren und neue Wege für ihr künstlerisches Tun auszuprobieren. Für Lisa Haucke an eurer Schule bedeutete dieses intensive Jahr einen umfassenden Lernprozess mit Blick auf ihre eigene künstlerische Arbeit und ihre Expertise in der Zusammenarbeit mit Schüler*innen. Das mobile Wohnatelier gibt den Künstler*innen Raum – und das Arbeitsstipendium das nötige Geld, um ihre Arbeitsansätze intensiv zu verfolgen. Und für euch Schüler*innen entsteht eine langfristige und enge Zusammenarbeit mit einer Künstlerin vor Ort auf dem Schulhof, also eine nachhaltige Erfahrung in ästhetischer und kultureller Bildung. Luisa: Das fliegende Künstlerzimmer setzt ein wenn Sie dem Projekt als Schülerin begegnet wären? Carolina Romahn: Das FlieKü bringt euch zum Wachsen, eure Persönlichkeiten, eure Fantasie, euren Gestaltungs- willen und auch euren Mut, euch auszuprobieren und mal anders zu sein als sonst. Als Schülerin hätte ich mir gewünscht, mich im FlieKü mit lustigen Klamotten zu bekleiden und dann auf dem Schulhof zu tanzen und zu performen, genau das also, was Lisa Haucke euch auch anbietet. Wie stellen Sie sich eine ideale Schule im Jahre 2221 vor, in der Natur und Kultur eine bedeutende Rolle spielen? Die Schule müsste aus natürlichen oder recycelten Materialien gebaut sein, genau wie das FlieKü aus Holz, sie sollte mitten in der Natur stehen, vielleicht sogar im Wald, und auf dem Schulhof sollte immer Zeichen für die Nachhaltigkeit kultureller Bildungs- tolle Musik erklingen. projekte. Inwiefern kann dies im Sinne eines ganzheitlichen Bildungsverständnisses geschehen? Carolina Romahn: Kulturelle Bildung sollte alle Gebiete der Wissensaneignung begleiten, weil künstlerische Projekte die Welt erfahrbar und begreifbar machen, wie beispielsweise Dinge chemisch oder biologisch funktionieren. Was Schwerkraft ist, kann man am schönsten erfahren, wenn man tanzt. Nur ein ganz- heitliches Bildungsverständnis setzt in uns Menschen die Kreativität frei, mit der wir die Welt um neue Gestaltungsformen und Ausdrucksweisen bereichern. 3

Die Schule, von der ich träume Der Mensch und seine Beziehung zur Natur, nach Idstein. Lisa Haucke hatte als externe so kurz und prägnant diese Verbindung scheinen Expertin an der dortigen Waldorfschule für ein mag, sie trägt viele Ebenen in sich und öffnet den Raum für Fragen, Gedanken, Zweifel und Staunen. Einfache Antworten gibt es darauf nicht, allerdings sind nachhaltige Antworten und Entscheidungen, wie wir künftig mit der Natur umgehen wollen, angesichts des Klimawandels notwendiger denn je. Ein solch komplexer Sachverhalt muss durch viele verschiedene Disziplinen erfasst werden, die sich gegenseitig ergänzen. Die Aufgabe der Philosophie ist es z. B. zu prüfen, welche Begriffe wir in der Diskussion verwenden, ob sie eindeutig sind und ob unsere Argumentationen schlüssig sind. Die Biologie erweitert ihrerseits unser Wissen über die Zusammenhänge des Lebens durch ihre Forschung. Die Kunst wiederum kümmert sich darum, die vielen Ebenen erfahrbar zu machen und neue Ausdrucksformen für die Auseinander- setzungen mit diesem Thema zu finden, und das kann sie im Kontext der Schule in Kooperation mit anderen Disziplinen tun. Eine erste Ebene der Spurensuche beginnt mit der Bewusstmachung, dass sich der Mensch den Lebensraum mit anderen Lebewesen teilt oder vielmehr gemeinsam mit ihnen eine Balance finden muss, die Leben ermöglicht. Halbjahr allen Klassen der Stufen 2 bis 7 inner- halb des regulären Stundenplans Tanzunterricht gegeben. Zum Abschied wurde ihr der Strauch geschenkt und sie hatte schon den Plan gefasst, ihn in der nächsten Schule zu pflanzen. Die Pflanzen wurden durch die Performance willkommen geheißen, ihre Ankunft wurde zelebriert. Sie sind nun da und wachsen gemäch- lich, aber stetig. Die Pflanzen sind lebendig, die Menschen sind lebendig. Ihre Lebensarten unterscheiden sich, aber doch ist da etwas Gemeinsames. Durch die Anwesenheit der Bäume und Sträucher verändert sich der Raum und in diesem Raum leben nun Menschen und Pflanzen miteinander. Doch wie leben sie miteinander? Dieser Frage geht Marie Pavlenko in ihrem Roman „Die Welt, von der ich träume“ nach. Lisa Haucke griff dieses Buch gemeinsam mit der Deutschlehrerin Frau Neumer auf, übertrug es mit Schüler*innen in andere Kunstformen und verhandelte folglich diese Frage weiter. In Unterrichtskooperationen mit Frau Neumer und der Kunstlehrerin Frau Lottermann wurden durch Schüler*innen der sechsten Klasse auf der Grundlage des Buches Zukunftsvisionen für Zu Beginn des Schuljahres entwickelte die Schule im Jahr 2221 geschaffen. Lisa Haucke gemeinsam mit den Tänzer*innen Die Schüler*innen erweiterten in einer Schreib- Eva Dreier, Misza Prakash, Marie-Delphine Rauhut werkstatt die Geschichte des Romans um die und Natalia Rotaru sowie mit Unterstützung der Choreografin und Tänzerin Sylvia Heyden eine Performance, in deren Zentrum das Pflanzen von zwei Apfelbäumen und zwei Johannisbeersträuchern auf dem Schulgelände stand. Der Natur in Form dieser Pflanzen wurde Raum gegeben, damit diese dort Wurzeln schlagen können. Einen Baum zu pflanzen kann ein betont technischer Akt sein: Standort aussuchen, Loch graben, Baum hineinsetzen, Loch mit Erde füllen, den jungen Baum mit Wasser versorgen. Durch die Tanzperformance Idee einer Schulgründung, sie entwarfen und bauten Modelle einer künftigen Schule. Dadurch wurden neue Perspektiven auf die Natur eingenommen: Was können wir von der Natur lernen, und wie nehmen wir uns selbst als Teil der Natur wahr? Die Schüler*innen der sechsten Klasse von Frau Eufinger gestalteten Plakate, auf denen sie ihre ganz persönlichen und individuellen Bäume abbildeten. Durch Anschauung, Reflexion und künstlerische Umsetzung wandten sich jedoch wird es ein feierlicher und bemerkens- die Schüler*innen den Bäumen zu. werter Akt. Dieser Rahmen erlaubt es, sich Zeit zu nehmen für das Erleben dieses Ereignisses Lisa Haucke öffnete den Schüler*innen der und das Nachdenken darüber. Die tanzenden sechsten Klasse einen weiteren Zugang zur Menschen zeigen eine Beweglichkeit, zu der Natur, indem sie die Schüler*innen mit den ein Baum oder Strauch nicht im selben Maße fähig ist. Die Pflanze hat sich ihren Standort nicht ausgesucht, das hat der Mensch für sie getan – nach welchen Kriterien trifft der Mensch solche Entscheidungen? So reiste beispielsweise einer der Johannisbeersträucher von Wolfsburg Händen Bewegungen improvisieren ließ. Die Hände tanzten mit oder auf oder vor den Pflanzen. Hier war die Körpererfahrung der eigenen Hände im Zusammenspiel mit Bäumen und anderen Pflanzen eine Verstärkung des eigenen Bezugs zur Natur: in der Natur sein, sie 1 5 6 12 5

Die Schule, von der ich träume e c n a m r o f r e p z n a l f p m u a B Die Performance findet in Stille statt. Wir lauschen dem Buddeln und dem Wind. Fast ist es so, als würden die Bäumchen mittanzen. 2 3 1 7

Die Schule, von der ich träume Paletten- Hochbeet So baust du dir ein Hochbeet aus Upcycling-Europaletten VON CHRISTIAN AHRENS TIPP Wenn du dir eine Palette mehr besorgst, kannst du die benötigten Verbindungshölzer ebenfalls aus einer Europalette gewinnen. Dafür musst du diese vorsichtig mit einem geeigneten Werkzeug auseinanderbauen und dir aus den Brettern die Verbindungshölzer mit den entsprechenden Abmessungen raussuchen und diese teilweise noch zuschneiden. SCHRITT 1: MATERIALIEN BESORGEN Du besorgst dir 6 Europaletten, am besten aus der Nachbarschaft. Diese werden im defekten Zustand oft günstig abgegeben oder sogar verschenkt. Die folgenden Materialien besorgst du dir im Baumarkt oder bestellst sie fertig zugeschnitten über www.stadtbeete.de dazu: A 4 Stirnseiten-Verbindungshölzer 10 cm x 80 cm x 2,5 – 4 cm (B x L x H) B 4 Längsseiten-Verbindungshölzer 14,5 cm x 30 cm x 2,5 – 4 cm (B x L x H) C D 8 Gewindestangenabschnitte 25 cm + 16 Muttern und 16 Scheiben 2 Gewindestangenabschnitte 110 cm, + 4 Muttern und 4 Scheiben 4x A 20x 8x C D2x 4x B 20x l e n o b a h c s r h o B 9

Die Schule, von der ich träume SCHRITT 4: AUFSTELLEN DES HOCHBEETES Zum Aufstellen des Hochbeets beginnst du mit einer der vorgebohrten Paletten an einer Stirnseite und verbindest diese mit zwei von den nicht vorgebohrten Paletten. 5 Eine vorgebohrte Palette und eine nicht vorgebohrte Palette stellst du im rechten Winkel zueinander auf und verschraubst diese mithilfe der kurzen Gewindestangen durch die vorgebohrten Löcher der Palette und des Stirnseiten-Verbindungsholzes. Danach fixierst du alles mit Scheiben und Muttern. 6 Nachdem du die erste Hochbeetecke aufgestellt und fixiert hast, befestigst du die zweite nicht vorgebohrte Palette in gleicher Weise und erhältst eine U-Form. 7 Wiederhole die Schritte 5 und 6 für die zweite Hochbeethälfte. Achte beim Zusammenschieben der beiden Hochbeethälften darauf, dass zwischen den Palettenstößen in der Mitte des Hochbeetes ein geringer Abstand bleibt, um die Längsseiten-Verbindungsstangen dazwischen hindurch stecken zu können. 8 Zur Stabilisierung der Längsseiten werden die zwei langen Gewindestangen jeweils in Position gebracht und mit den vorgebohrten Längsseiten-Verbindungshölzern sowie Scheiben und Muttern versehen. Die Längsseiten-Verbindungshölzer kannst du mit Schrauben oder Nägeln an den Paletten fixieren. Diese können dann nicht mehr verrutschen oder umfallen. Du kannst dann gleich die Befüllung durchführen, ohne darauf achten zu müssen, ob die Paletten richtig stehen. 8 7 5 6 TIPP Vor der Befüllung kannst du auch noch einen Wühlmausschutz in Form eines bodenseitigen Maschendrahtes mit Krampen (gebogene Nägel mit zwei Spitzen) am unteren Ende der Paletten befestigen. Außerdem kannst du eine Noppen- schutzfolie von innen gegen die Paletten nageln, um Fäulnis fernzuhalten. 11

Die Schule, von der ich träume In einer Unterrichtskooperation des fliegenden Künstlerzimmers mit der Kunstlehrerin Frau Lottermann und der Deutschlehrerin Frau Neumer haben sich Schüler*innen in Projektgruppen zusammengefunden und gemeinsam im Team Visionen einer Schule der Zukunft erstellt. Inspirieren ließen sie sich dabei von dem Kinderbuch „Die Welt, von der ich träume“ von Marie Pavlenko. 6 e l u h c S r e n i e e l l e d o M t f n u k u Z r e d 7 8 13

Die Schule, von der ich träume VON CHRISTINE NEUMER Ein Mädchen rettet für folgende Generationen eine vom Menschen zerstörte Welt, indem Der Roman wirft Fragen auf, lässt sie zu, fordert sie: Wie konnte es mit der Welt so weit kommen? Die Dystopie „Die Welt, von der ich träume“ von Marie Pavlenko im Deutschunterricht der Klasse 6 t l e W e i d n a , n a m o R n e n i e n a n e g a r F h c i m n a d n u sie den Wert von Bäumen für das Überleben Wie kann es sein, dass selbst Worte verloren erkennt und für deren Erhalt kämpft. In Marie Pavlenkos dystopischem Jugendroman „Die Welt, von der ich träume“ findet sich der Leser zunächst in einer düsteren Zukunftsvision gehen? Warum verfällt eine Gesellschaft in alte, längst überkommene Strukturen? Wie können Menschen so leben? Was ist der Mensch überhaupt noch, wenn er überleben muss und nicht „nur“ menschlichen Lebens wieder. Der Kampf ums leben darf, wenn er kaum noch das kulturelle Überleben innerhalb einer archaisch anmutenden Wesen ist, das wir in ihm heute sehen? Sippengesellschaft zeigt sich im Mangel an Ressourcen, am Hunger und Durst der Menschen, deren Alltag sich in einer unwirtlichen Wüsten- landschaft abspielt, der gekennzeichnet ist durch ein Ringen um Wasser in Gelform, Versorgung mit Sauerstoffflaschen, der Abwehr von Raub- tieren und durch die häufige Begegnung mit dem Tod. Ein Roman für Zwölfjährige? Dann noch das: Frauen stellen Stoffe her, Männer gehen jagen. Initiationsriten für Jungen, die ihren Mut unter Beweis stellen müssen; Mädchen, die das nicht dürfen, die bis zum Eintritt in die Pubertät ihre Haare kurz tragen müssen. Die Geschichte spielt in einer (wie fernen?) Zukunft, beschwört aber Bilder einer vorindustriellen, unzivilisierten, „unmodernen“ Gesellschaft. Bücher gibt es nur als Relikte einer vergessenen Zeit, deren Errungenschaften verloren und unbrauchbar sind. Es wird schnell klar, dass der Raubbau des Menschen an der Natur zu dieser Misere geführt hat. Eine Geschichte für den Deutschunterricht? Samaa, die zwölfjährige Protagonistin, hadert nicht mit dem Zustand der Welt, sondern mit Regeln ihrer Sippe, die es ihr verbieten, die Siedlung zu verlassen und selbst zur Baumjägerin zu werden. Sie will den Männertrupps folgen, die in tiefen felsartigen Löchern nach Bäumen suchen, sie unter Gefahren fällen und sie auf einer beschwerlichen Reise ins Lager bringen. Das „Olts“ verkaufen sie an Bewohner gespens- tisch wirkender Städte, die in der Handlung ein hierarchisches System erahnen lassen. Samaa glaubt nicht der in der Wüste dem Tod über- lassenen Ältesten, die vergeblich an die Sippe appelliert, die Bäume zu erhalten. Keiner interes- siert sich für das Erinnern, für die Vergangenheit. Es bleibt eine Gesellschaft, die nur im Moment des Überlebens denkt und agiert. Ein Stoff für Heranwachsende? So spärlich die Antworten im Roman, so viel - zählig die Fragen, die er aufwirft. Die Antwort auf die Frage nach dem sinnvollen Einsatz als Lektüre in einer Klasse 6 ist für mich eindeutig: ja. (Fortsetzung auf Seite 16) 15

Die Schule, von der ich träume Die Dolinen-Schule im Jahr 2221 EINE TEXTCOLLAGE AUS BEITRÄGEN VON LUISA, JOSHUA, BEN, PATRICK UND TIZIAN, BEARBEITET VON LISA HAUCKE Samaa wachte auf. Diese Nacht hatte sie von einer Schule geträumt, die sie mit Tewidas Beratung in der Doline gebaut hatte. Samaa fand, dass dieser der beste Traum war, den sie je gehabt hatte. Sie beschloss, diese Schule aus ihrem Traum nachzubauen. In ihrem Traum im Baum draußen und im Felsen. Die Fächer in der Schule sind: Umgang mit Raubtieren und Baumologie, die aktuelle Wissenschaft der Bäume. Da lernt man z. B., wie man sie pflanzt und pflegt, welche Früchte man essen kann oder nicht, aus welcher Rinde man Medizin waren die Klassenräume in Baumhäusern herstellen kann und wie man mit ihnen gewesen, und eine Tür unter dem Sand führte sprechen kann. Dann kann man noch lernen, in ein Gewölbe aus den Wurzeln des Baumes. wie man in der Wüste überlebt: wie man Jedoch dachte sie, dass es eine solche Tür sich dort Verstecke baut, wie man sich vor niemals geben würde, also suchte sie erst gar Sandstürmen schützt und wie man sie nicht danach. Sie machte sich direkt an die nach und nach wieder in einen Wald verwandelt. Arbeit: Mit abgebrochenen Ästen, die auf dem Boden lagen, baute sie ein Baumhaus. Jetzt wollte sie sich ihr Werk von unten genau Jetzt müssen wir das erst noch alles zu Ende bauen und Schüler und Lehrer finden. Ich sollte auch selbst Lehrerin werden, und der Unter- anschauen, ob es vielleicht noch Lücken richt von mir sollte sehr abwechslungsreich sein. Los, wir beginnen jetzt damit, den Sand zu Glas zu schmelzen. Du musst mir dabei helfen.“ (Fortsetzung auf Seite 18) gäbe. Doch bevor sie runterklettern konnte, verlor sie ihr Gleichgewicht und fiel zu Boden. Plötzlich fühlte sie mit ihren Füßen etwas Kaltes und Hartes im Sand, und da sie sehr neugierig war, grub sie ein Loch und fand eine Metalltür, die sich nur ganz schwer öffnen ließ, denn sie war schwer, alt und rostig. Dennoch schaffte sie es. Eine lange Treppe führte in einen großen Raum. So war es auch in ihrem Traum gewesen. Sie konnte es kaum fassen, sie war sprachlos und nannte diesen Raum von nun an Kraum. „Hier sieht es GENAU so aus wie in meinem Traum!“ Samaa richtete sich alles so ein, wie sie es gerne hätte. Als Tewida vorbeikam, erklärte sie ihr: „Da wir für immer hierbleiben werden, habe ich mich dazu entschlossen, hier eine Schule zu gründen. Das erste Baumhaus ist schon fertig. Alle Materialen und Bauanleitungen sammeln wir unten im Wurzelgewölbe, dem Kraum. Jetzt werden wir als Nächstes die Doline mit einem runden, großen Glashaus füllen und dann in den Felsen die Schlafzimmer für die Gäste bauen. In der Mitte des Hauses steht der Baum. Er kann aber aus dem Dach hinaus- wachsen. Die Klassenzimmer sind im Glashaus, 17

Die Schule, von der ich träume Schule als Lebensraum VON LISA HAUCKE Es war ein sehr heißer Sommertag, als ich das erste Mal die Limesschule besuchte. Das fliegende Künstlerzimmer war zu diesem Zeitpunkt noch nicht aufgebaut. Hier würde ich ein Jahr leben. Zwischen vier Bäumchen, die spärlich Schatten spendeten, neben einer kleinen Hecke, über die ich springen konnte. Daneben zwei Mülleimer, zwei Tischtennisplatten. Und darum herum: Asphalt und Beton. In meiner Wunschvorstellung würde das Haus dem engagierten Biolehrer Herrn Manns und auf einer Wiese stehen, und ich könnte direkt mit seiner Garten-AG sowie dem Werklehrer Herrn den Schüler*innen darauf tanzen und Gemüse pflanzen. An diesem ersten Besichtigungstag gingen wir auch in den „Schulgarten“. Ein paar Sonnenblümchen säumten in Kübeln ein kleines Beet. Bestimmt war es schwer, sich während des Lockdowns darum zu kümmern. Weiter hinten im „Schulgarten“ eine Wiese, die an eine Wohn- siedlung angrenzte. Könnte das Künstlerzimmer nicht hier stehen? Wegen des fehlenden Wasser- anschlusses unmöglich, erklärte man mir. Hengst. Dieser beteiligte sich mit seinen Schüler*innen einer achten Klasse beim Aufstellen des Hochbeetes.1 Als ich tiefer in das Thema einstieg, machte mich Frau Göbel auf einen umfangreichen Begrünungsplan aufmerksam, welcher einst vom (bereits verstorbenen) ehe- maligen Lehrer und Förster Herrn Zenglein für die Limesschule entworfen worden war.2 Von Frau Deinhardt erfuhr ich, dass der „Taubenberg“, auf dem die Schule erbaut wurde, nicht etwa so Formaten habe ich das Thema behandelt. Zum Beispiel die gepflanzten Bäumchen und das Hochbeet in den Verantwortungsbereich der Beteiligten übergeben. Den Tanzunterricht, wann immer möglich, im angrenzenden Wald durchgeführt. In den Pausen die Beete mit den Schüler*innen bepflanzt. Und immer wieder versucht, die Schüler*innen für die Wichtigkeit und Aktualität dieses Themas zu sensibilisieren. Im besten Fall trägt dieses Journal dazu bei, offen und neugierig zu bleiben für die Gestaltung des direkten Arbeitsumfeldes. Ob das zukünftig heißt, weil er ein Biotop für Tauben sei, sondern der Bau eines weiteren Hochbeetes ist oder im Später auf dem Schulhof durfte ich erleben, wie weil er aus Bauschutt besteht und damit nächsten Schritt die Organisation eines Sonnen- die Kinder bei heißen Temperaturen unter unfruchtbaren, also „tauben“ Boden enthält. segels auf dem Pausenhof, das im Sommer bei den Tischtennisplatten hockten, um Schatten zu finden oder bei Regen darum baten, ins Künstlerzimmer zu kommen. Ein großer Baum Schlechte Voraussetzungen für eine Begrünung Kulturveranstaltungen Schatten spendet, oder die also, das hatte bereits Herr Zenglein erkannt. Auseinandersetzung mit dem einst entworfenen In seinem Konzept hatte er daher auf langfristige Begrünungsplan, damit dieser nicht in Vergessen- könnte doch so viel verändern! Studien haben Maßnahmen gesetzt, etwa eine Mitarbeit der heit gerät … Schule spiegelt immer auch die ergeben, dass bereits der bloße Anblick eines gesamten Schulgemeinschaft über mehrere aktuellen Themen einer Gesellschaft wider. Baumes das Stresslevel deutlich reduziert. Jahre hinweg oder Baumpatenschaften einzelner Wo können wir sie besser verhandeln als dort, Doch welchen Beitrag konnte ich mit meiner Klassen. Welchen Beitrag konnte ich also wo Jugendliche sich aktiv forschend und kreativ Kunst leisten? Ich nutzte also das Jahr auch leisten, war ich doch als Künstlerin an der Schule? mit ihr beschäftigen? dafür, Menschen an der Schule zu treffen, die Bäume brauchen bekanntlich Zeit, um zu einer sich ebenfalls für die Verbindung von Natur beachtlichen Größe heranzuwachsen. Was ich in 1 An dieser Stelle ist Christian Ahrens herzlich dafür zu danken, und Kultur interessierten. Dabei kooperierte ich mit Frau Neumer, Frau Lottermann und ihren zwei sechsten Klassen. Gleichgesinnte fand ich in den Monaten vor Ort versuchen konnte, war, die Schulgemeinschaft anzustupsen und zu dass er der Schule sowohl die Bauanleitung als auch das Material für das Hochbeet geschenkt hat. inspirieren. In vielen kleineren künstlerischen 2 Vgl. hierzu den Film „Mehr Begrünung“, QR-Code S. 5. 19