Ein Auszug

MARK, 2017
Tagebuch, Farbfotografien, 2-Kanal-Videoinstallation, 10:39 min, loop, HD (16:9)

 Auf der Suche nach Absurdität führt die Künstlerin Szu-Ying Hsu, genannt Ida, ein Nashorn um den Kreisverkehr über der London Bank Station. Der Leichtsinn des Aktes verblüfft und belustigt einige Passant:innen, während andere unbeteiligt oder gleichgültig bleiben. Obwohl Mark kein echtes Nashorn ist, steht es in engem Zusammenhang mit Themen, die im Existenzialismus verwurzelt sind..

Das von Hsu gefertigte Werk entstand in Anlehnung an ein Nashorn, das im Jahr 2007 für die Aufführung von Eugène Ionescos Theaterstück “Rhinocéros” für das Royal Theatre geschaffen wurde. Darin wird der Zustand des Menschseins als abstrus kritisiert, im Wissen, dass eine Massenpsychose eine totalitäre Verwandlung ermöglicht. 



 

In beiden Arbeiten regt das gehörnte Geschöpf zur Diskussion darüber an, inwieweit eine belanglose Erscheinung oder eine Ideologie von den Menschen hinterfragt wird. Die Ironie dabei ist, dass uns Nashörner als randalierende Herdentiere bekannt sind – in der Realität hingegen, genau wie Mark, sind sie eher Einzelgänger.

Die Performance enthüllt nicht nur Themen wie Selbstproklamation gegen Konformität, sondern versucht zusätzlich auch die Belastungen des Individuums innerhalb einer kosmopolitischen Umgebung aufzudecken. Im Vordergrund steht ein subtiler Existenzkampf – eine Sehnsucht nach Identität und die Befreiung aus einem Zustand des Rush-hour-Automatismus. 

Was wirkt absurder? Ein künstliches Nashorn, das durch die Straßen von London zieht? Oder die in ihrem unfreiwilligen Automatismus versunkene Menschenmasse, die das Nashorn auszublenden scheint?


KLANGHAUT, 2018 – 2021
Performance, bewegliche Skulptur, Film, Klangkunst, Eierschalenporzellan glasiert, 13:26 min, HD (16:9)

In der Herstellung einer Rüstung hat Szu-Ying Hsu das fragile Material Porzellan erforscht, um es zu scheinbar schützenden Kleidungsstücken zusammenzubauen. Rüstungen aus Eierschalenporzellan, die ihren Träger:innen keinerlei Schutz bieten, stehen für die Künstlerin symbolisch für das schutzlose Individuum, das sich in seiner Umwelt behaupten muss. Sie mögen aber auch für die Verletzlichkeit ihrer Heimat Taiwan stehen. 

Die medienübergreifende, Video und Performance einschließende sowie Genderfragen anreißende Arbeit überzeugt in ihrer Poesie, ihrer inhaltlichen Vielschichtigkeit und in ihrer technischen Perfektion.