Mit dem neuen Schuljahr ist ein neuer Künstler ins fliegende Künstlerzimmer an der Schule im Emsbachtal eingezogen. Für das gesamte Schuljahr wohnt und arbeitet Hassan Sheidaei nun in dem Holzkubus auf dem Schulhof. 

© Heike Lachnit

Nachdem die Schule bereits ein Jahr mit der Künstlerin Claudia Sárkány vom fliegenden Künstlerzimmer profitierte, setzt nun Hassan Sheidaei neue Impulse. Der aus Teheran stammende Hassan Sheidaei arbeitet seit 2020 als freischaffender Künstler in den Bereichen Video und Bildende Kunst. Seine Werke sind bis jetzt in zahlreichen internationalen Ausstellungen und Festivals u.a. in Deutschland, Niederlande, Griechenland, Iran und Italien ausgestellt und mit vielen Stipendien und Preisen ausgezeichnet worden. Hassan hat ein Atelier im Künstlerhaus Bremen und arbeitet ebenfalls in Köln. Mit seiner Kunst ist er viel unterwegs. 

Wenn Hassan seine Kunst beschreiben soll, dann definiert er diese als „raumbezogene Arbeiten“. Der Künstler arbeitet mit verschiedenen Medien, um seine Ideen zu realisieren. Dies können Videoinstallationen, Fotografien oder auch Performances sein. Und im ersten Gespräch ist bereits zu merken, dass Hassan auch die Schule als Raum entdecken und in die Arbeit miteinbeziehen möchte. 

„Ich möchte mit den Schüler:innen die Räume neu entdecken – diese sind total bunt und sehr unterschiedlich“, so Hassan. Dabei möchte er seine Kunst nicht direkt als politische oder gesellschaftliche Kunst beschreiben und dennoch ist sie davon geprägt. Das Motto seiner Arbeit ist: „Ob ein Mensch sich von den erworbenen Denkweisen und Informationen frei machen kann, um ohne deren Einfluss von vorne mit dem Denken zu beginnen und einen neuen Startpunkt zu erschaffen, ist die Kernfrage meiner künstlerischen Auseinandersetzung. Nicht nur das Ergebnis, sondern insbesondere auch der Prozess, der Weg des Zurückkehrens zu diesem neuen Startpunkt, ist mir sehr wertvoll und wichtig.“ 

Dies bedeutet, dass für Hassan nicht nur das Ergebnis des künstlerischen Schaffens zählt, sondern auch der Prozess an sich. Der fliegende Künstler möchte, dass sich die Schüler:innen frei machen von ihren Gedanken und völlig frei in die Arbeit hineingehen. 

Hassan bringt natürlich eigene Ideen mit, möchte aber nicht, dass sich die Schüler:innen verpflichtet fühlen, nur diese zu realisieren. „Wir experimentieren gemeinsam, lernen zusammen. Ich zeige ihnen dabei Dinge von mir und möchte auch ihre Herangehensweise sehen.“ 

Bereits in der Vergangenheit hat Hassan mit Kindern und Jugendlichen zusammengearbeitet. Das findet er sehr interessant – deshalb hat er sich auch beim fliegenen Künstlerzimmer beworben. Zudem möchte er die Kinder unterstützen, denn sie können viel schaffen, wenn sie an sich glauben. Mit dem Projekt vor Ort erleben die Schüler:innen neue Möglichkeiten. Hassan freut sich darauf, mit Kindern verschiedenen Alters zusammenzuarbeiten.

An ein und denselbem Ort zu wohnen und zu arbeiten ist für Hassan völlig neu und er ist gespannt auf diese Erfahrung. Und wie sich diese auf seine Arbeit auswirkt. „Ich möchte nichts verpassen“, so sein Anspruch an seine Zeit vor Ort. Für ihn wird es eine Herausforderung sein, welche Ideen er umsetzt und mit welchen Klassen er arbeiten wird. Er möchte nach einem Jahr auf keinen das Gefühl haben, nicht alles geschafft zu haben. Auf alle Fälle möchte er den Schülern Impulse geben, sich künstlerisch, kreativ auszuleben. 

Beim ersten Besuch im fliegenden Künstlerzimmer, das keine Spuren mehr von der Künstlerin aus dem vergangenen Schuljahr zeigt, wirkt dieses noch sehr leer und klar. Es dürfte interessant sein, wie es sich im Laufe des Schuljahres mit Hassan verändert und entwickelt. 

Heike Lachnit (betreut die Bloggruppe an der Schule im Emsbachtal)