Als Hofberichterstatterinnen des fliegenden Künstlerzimmers haben wir, Maja und Mira, mal wieder für euch nachgefragt, was gerade so entsteht.

Bei einem der Projekte, die schon eine Weile im fliegenden Klassenzimmer laufen, arbeitet die Künstlerin Claudia Sárkány mit der Klasse 9b zusammen.

Im Ethik-Unterricht hat die Lehrerin Larissa Schlicht mit ihrer Klasse das Thema Social Media behandelt und die Idee gehabt, es gemeinsam mit den Schüler:innen im Kunstunterricht praktisch zu bearbeiten und Claudia als Mitstreiterin mit Filmwissen hinzuzuholen.

Wir haben Frau Schlicht und ein paar der jungen Filmemacher:innen dazu interviewt.

Interview mit der Kunstlehrerin Larissa Schlicht

Maja und Mira (M und M): Wie ist die Idee zum Klassenprojekt über das Thema Social Media entstanden?
Larissa Schlicht (LS): In Ethik haben wir über die neuen Medien gesprochen und Facebook und Instagram thematisiert. Zum Beispiel haben wir darüber gesprochen, dass da auch alles gar nicht wirklich realitätsnah dargestellt wird. Dass es mehr Schein als Sein ist. Social Media interessiert unsere Schüler:innen aktuell und wir haben uns überlegt, im Kunstunterricht Sketche mit Claudia zu drehen, weil sie auf Film spezialisiert ist. Da TikTok und Instagram-Reels total modern sind, dachten wir: „Wir könnten doch etwas darüber drehen!“

M und M: Wer hatte die Idee, zum fliegenden Künstlerzimmer zu gehen? Sie oder die Klasse?
LS: Ich hatte mir das überlegt. Ich habe Erfahrung mit dem Filme schneiden, weil ich viele Urlaubsvideos mache. Claudia habe ich im Lehrerzimmer getroffen und sie hat mir erzählt, dass sie auf Filme spezialisiert ist. Da dachte ich: „Perfekt, da können wir ja eine Kooperation starten!“ Und seitdem machen wir das jeden Montag in der 8. und 9. Stunde.

M und M: Wie ging das Projekt los?
LS: Erstmal haben wir gebrainstormt – was passt zu Social Media? Dann haben wir die Gefahren und die Vorteile aufgelistet. Wir wollten festlegen, was das Thema für uns bedeutet. Claudia hat ein paar Projekte von sich gezeigt, die auch oft lustig sind, was der Klasse gefallen hat. Sie hat alle beraten bei ihren Ideen, erklärt, wie man ein Drehbuch schreibt und ein Storyboard.

M und M: Wie genau war die Arbeit im Künstlerzimmer? Verlief die anders als im Klassenraum?
LS: Wir haben – im Gegensatz zum Unterricht sonst – immer wieder die Settings gewechselt. Eine Gruppe hat zum Beispiel einen Sketch gedreht über drei Typen von Schüler:innen und Lehrer:innen im Sportunterricht. Dafür sind wir in die Sporthalle gegangen. Wir haben auch bei Claudia im Künstlerzimmer gedreht und sie hat uns lauter Requisiten zur Verfügung gestellt. Als sie uns was über Film und Filmschnitt erzählt hat, waren wir auch bei ihr, weil es einfach eine andere Atmosphäre hat als der Klassenraum.

M und M: Was war die größte Herausforderung bei der Durchführung des Projekts?
LS: Um Filme zu machen, braucht man entsprechende Geräte. Die entscheidende Frage war: „Sind ausreichend iPads da, die wir uns ausleihen können?“ Gottseidank war das der Fall und die ganze Klasse wurde mit Arbeitsgeräten versorgt. Eine Herausforderung war der Filmschnitt. Für manche Kinder war es das erste Mal, dass sie etwas geschnitten haben. Da kam Claudia, hat geholfen und erklärt. Eigentlich hat alles immer ziemlich einwandfrei geklappt.

Interview mit den Schülerinnen Samira und Coraly (beide 15 Jahre)

M und M: Wie war die Erfahrung, im Künstlerzimmer zu arbeiten?
Samira (S): Es war anders im Künstlerzimmer, da wir dort viel mehr Möglichkeiten hatten, Dinge auszuprobieren, zum Beispiel mit den Geräten aus dem Künstlerzimmer.

M und M: Wie war es, Claudia dabeizuhaben? War es anders, als mit einer Lehrerin oder einem Lehrer zusammenzuarbeiten?
Coraly (C): Es war schon anders, weil sie einfach keine Lehrerin ist und viel Ahnung vom Filmdrehen hat. Sie hat auch Erfahrung mit der künstlerischen Zusammenarbeit mit Jugendlichen, da sie schon an verschiedenen Schulen gearbeitet hat. Ich fand es sehr schön, dass wir mal keine Lehrerin hatten.

M und M: Wie seid ihr auf die Idee für den Sketch gekommen?
S: Erst haben wir verschiedene Ideen auf dem Tablet aufgeschrieben. Irgendwann haben wir uns dazu entschlossen, das zu machen, was man am einfachsten umsetzen kann. Claudia hat uns dabei geholfen, diese Entscheidung zu fällen.

M und M: Worum geht es in eurem Sketch?
S: Wir hatten uns überlegt, dass wir etwas über Beauty-Gurus im Internet machen und der Frage: „Vielleicht sind die online ganz anders als in ihrem echten Leben?“ nachgehen wollen. Davon handelt unser Sketch.

M und M: Claudia hat uns erzählt, dass ihr vor dem Dreh ein Drehbuch schreiben und ein Storyboard zeichnen solltet – wie genau lief das ab und was ist eigentlich ein Storyboard?
C: Ein Storyboard besteht aus einzelnen Bildern, die man aufzeichnet. Diese Bilder stellen die Szenen visuell dar und geben einen Eindruck davon, wie der Film ablaufen soll.

M und M: Worum ging es genau in eurem Sketch?
S: Es geht um ein Paar, eine junge Frau und einen jungen Mann. Sie ist in der YouTube-Szene eine Art Make-Up-Guru. Zusammen drehen sie ein Video für ihren Kanal – sie denkt zumindest, dass sie ein Video drehen – dann stellt sich aber heraus, dass sie die ganze Zeit live waren. Ihr Freund verhält sich bei der Aufnahme nicht so, wie sie sich das wünscht und sie attackiert ihn verbal. All das bekommen ihre Fans in Echtzeit mit und so kommt dann live gestreamt ein ganz anderer Charakter bei ihren Fans zum Vorschein, den sie sonst immer hinter ihrer professionellen Rolle versteckt. Das ist in etwa die Geschichte und wir haben versucht, das humorvoll umzusetzen.

M und M: Wie ist der Dreh gelaufen und wie war der Schnitt?
C: Wir mussten die Szene vier Mal drehen. Die letzte Aufnahme war die Beste. Am Anfang gab es immer irgendwelche Komplikationen, vor allem beim Schauspiel. Der Schnitt ist dann sehr gut gelaufen. Wir hatten selbst lauter coole Ideen und Claudia hat uns auch noch auf ein paar Sachen gebracht. Samira hatte sehr gute Einfälle, wie man den Live-Stream am besten visuell rüberbringt.
S: Es gab Probleme, aber am Ende waren wir alle sehr zufrieden. Ein paar kleine Änderungen müssen wir noch einbauen.

M und M: Was fandet ihr am schwersten an dem ganzen Prozess?
C: Ernst zu bleiben beim Drehen.

Interview mit dem Schüler Jeremy (14 Jahre)

M und M: Wie war die Erfahrung im Künstlerzimmer zu arbeiten und war es anders als in der Klasse?
Jeremy (J): Ich finde, es war ein anderes Erlebnis, denn es war etwas Neues. Ich fand es auch angenehm in dem Raum.

M und M: War es anders mit Claudia zusammenzuarbeiten als mit einer Lehrerin?
J: Nicht wirklich, aber sie konnte uns besonders gut beraten bei diesem Kunstprojekt.

M und M: Wie seid ihr auf eure Idee gekommen?
J: Wir sind darauf gekommen, weil es viele Videos auf TikTok und Instagram gibt, in denen verschiedene Homeschooling-Typen beschrieben werden und dann dachten wir: „Wieso machen wir nicht auch so etwas?“

M und M: Wie habt ihr die Idee dann weiterentwickelt?
J: Wir haben das Projekt Schritt für Schritt in jeder Stunde erweitert.

M und M: Wir kommt man von der ersten Szene zum kurzen Film?
J: Also, ich würde sagen, wenn man eine vernünftige Grundidee hat und ein bisschen Kreativität mitbringt, kommt es wie von selbst.

M und M: Was war für euch am schwierigsten?
J: Das Programm, mit dem wir geschnitten haben. Als wir dann aber drin waren, wurde es auch einfacher.

M und M: Hattet ihr auch eine Rolle?
J: Ja. Wir haben fünf Typen im Homeschooling dargestellt und jeder aus unserer Gruppe hat eine Rolle bekommen.

Interview mit dem Schüler Jonas (15 Jahre)

M und M: Was war anders daran, mit Claudia zu arbeiten, im Vergleich zum Arbeiten mit einer Lehrerin?
Jonas (J): Es war chilliger – es wird einem nicht die ganze Zeit aufs Blatt gestarrt.

M und M: Wie habt ihr die Idee weiterentwickelt, wie kommt man von der ersten Idee zum kurzen Film?
J: Wir haben so eine Art Skript geschrieben, was passieren soll. Es ging um drei Arten von Lehrer:innen und drei Arten von Schüler:innen im Sportunterricht.

M und M: Was ist euch am schwersten gefallen bei der Umsetzung?
J: Die richtigen Schauspieler auszusuchen. Z.B. gab es die Rolle eines perversen Lehrers und erst hat eine Schülerin den gespielt, die alle drei Sekunden lachen musste. Sie hat sich damit nicht wohlgefühlt. Dann hat ein Mitschüler die Rolle übernommen und der hat es sehr gut gemacht.

Maja und Miras Fazit
Für uns beide war es das erste Interview dieser Art. Es war leichter, mit den Mädchen zu sprechen, als mit den Jungs. Claudia hatte uns einige Szenen aus den Filmen der Schüler:innen gezeigt. Bei einer Szene dachte ich (Maja), da hätte ein Junge gespielt. Doch tatsächlich hatte ein Mädchen den männlichen Part gespielt. Insgesamt ist es ein cooles Projekt mit interessanten Ergebnissen!