Die Zeit der fliegenden Künstlerin Claudia Sárkány an der Schule im Emsbachtal ist vorbei. Wir, Mira und Mara, die beiden Hofberichterstatterinnen des fliegenden Künstlerzimmers in Niederbrechen, haben Claudia zu ihrer Zeit und ihrer Arbeit hier bei uns an der Schule befragt.

Mit welchem Verkehrsmittel bist du hergekommen?
Claudia Sárkány (CS): Ich habe von Köln den Bus und die Bahn genommen. Ich musste mehrmals umsteigen. Ich war hier ein ziemlich bunter Hund, weil ich kein Auto habe. In Köln, wo ich wohne, brauche ich kein Auto. Hier auf dem Land ist es mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht so leicht wie in der Großstadt.

Wie war es, an zwei Orten gleichzeitig zu wohnen? Hast du dein Zuhause vermisst?
CS: Das ganze Jahr über war ich im Geiste und im Herzen oft hier im FlieKüZi, auch wenn ich zuhause in Köln war. Das hat mich manchmal emotional zerrissen, weil ich das Gefühl hatte, dass ich nirgendwo so richtig bin. Die Besucher:innen, die zu mir ins fliegende Künstlerzimmer gekommen sind, haben mir ihr Herz ausgeschüttet, wozu der Raum irgendwie auch einlädt. In Köln ist diese Anspannung dann von mir abgefallen, gleichzeitig hat im Kopf aber ein kreativer Prozess begonnen, was ich mit den Schüler:innen nächste Woche wohl mache.

Konntest du hier entspannen?
CS: Kurz nach sieben Uhr ist die Schule erwacht. Dann bin ich in Präsenzhaltung gegangen, denn es konnte ja jederzeit jemand an die Tür klopfen. Bis 16 Uhr rannte dann immer jemand hier rein und raus.

Nach vier wurde es ganz still. Dann habe ich mich manchmal sogar ein bisschen einsam gefühlt und mir meine Freund:innen hierher gewünscht. Entspannt hat es mich, zu zeichnen. Das habe ich in meiner Zeit hier im FlieKüZi für mich wiederentdeckt. Es war für mich eine gute Möglichkeit, alles zu verarbeiten und es tut mir gut.

War deine Zeit im FlieKüZi so, wie du sie dir vorgestellt hast?
CS: Ich hatte es mir in der Praxis und auch emotional leichter vorgestellt, einen Teil meines Lebens ins fliegende Künstlerzimmer zu verlegen. Ich habe unterschätzt, wie exponiert man hier auf einem Schulhof lebt. Ich lebe an meinem Arbeitsort, bin ständig mit meiner Arbeit konfrontiert. Ich wache auf und blicke auf meine Arbeitsfläche. Das habe ich für mich in diesem Jahr gelernt: Dass ich einen Rückzugsraum brauche, an dem ich meine Batterien aufladen kann.

Das Wohnen hat etwas campingartiges, ist immer Improvisation. Auch das ist eine Herausforderung. Ich freue mich wieder auf meinen Backofen, da ich sehr gerne backe. Das konnte ich hier abends nicht machen, dabei ist es sehr entspannend.

Was nimmst du aus diesem einen Jahr für dich mit?
CS: Ich habe sehr viel in dieses Projekt „reingegeben“. Das ist für mich auch ein wenig Bestätigung dafür, dass ich mich für diese künstlerische Vermittlungsarbeit eigne. Es hat mir gezeigt, dass ich das gut kann und bestätigt mich in meiner Jobwahl.

Ich habe aber auch super viel gelernt, vor allem auch über mich persönlich, denn es war ja auch eine Grenzerfahrung. Vorher war ich von der Großstadt total genervt. Ich habe mich auf die frische Landluft und ein ruhigeres Leben gefreut. Hier auf dem Land habe ich gemerkt, dass ich ein Rudeltier bin und wie wichtig mir mein soziales Umfeld, meine Freunde und Nachbarn, sind.

Ich bin stolz darauf, was wir hier gemeinsam geschafft haben. Ein Jahr lang Intensivcamp Kulturelle Bildung und Vermittlung von Filmkenntnissen. Ich habe gelernt, was ich Schüler:innen verschiedener Altersklassen abverlangen kann. Ich konnte unterschiedliche Dinge ausprobieren, habe meine eigene Praxis verfeinert und vertieft. Insgesamt fühle ich mich für Projektarbeiten an Schulen nun besser aufgestellt.

Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führten Mira und Mara (Schülerinnen)