Es war Donnerstagmorgen, drei Tage vor dem Tag der offenen Tür der GCLS, als ich das fliegende Künstlerzimmer im Rahmen meines Praktikums bei der Crespo Foundation in Ober-Ramstadt besuchen durfte.

Auf mich wirkte Ober-Ramstadt wie ein unauffälliges, aber herzliches Städtchen – allerdings mit einer hochmodernen und gut ausgestatteten Schule, die als vielfältiger Bildungsort fungiert.

Voller Erwartungen erreichte ich nach einer nicht ganz so leichten Suche das Gelände der GCLS und verglich diese sofort mit meiner Schule in Frankfurt. Moderner auf jeden Fall, größer und umfangreicher.

Ich wurde abgeholt, ebenfalls von einem schulinternen Praktikanten, welcher mich über den Schulhof zu dem holzverkleideten „Künstlerzimmer“ lotste und kurz über seine Tätigkeiten aufklärte. Außerdem erzählte er mir von dem aktuellen Projekt einer 6. Klasse, das für den anstehenden Tag der offenen Tür vorbereitet wurde.

Die grobe Beschreibung: ein Spaceship. Es soll einen Flug zu einem anderen Planeten simulieren. Im Laufe des Tages wurde mir dann bewusst, dass doch viel mehr dahintersteckte, als ich erwartet hatte.

Trotz Vorbereitungschaos wurde ich herzlich von der fliegenden Künstlerin Janina und den am Projekt beteiligten Kindern begrüßt und vorgestellt. Ich fühlte mich direkt ziemlich wohl und willkommen.

In jeder Ecke wurde ausgeschnitten, gezeichnet, befestigt und getestet und der vorher leere Raum hatte sich durch den vielen Aufwand in ein Raumschiff verändert. Durch von der Decke hängende Stoffe wurde der Raum in vier kleinere Räume unterteilt. In jedem dieser kleinen Abschnitte sollte die Besucher*innen am Tag der offenen Tür ein anderes Spektakel erwarten, unter anderem ein Labor und eine kleine Bar, bei der es Süßigkeiten und Cocktails ganz im Stil des Mottos zu kaufen geben sollte. Das Ganze wurde von farbigen Lichtinstallationen und einem Live-Rapauftritt dreier Schüler begleitet.

Doch bis Samstag musste noch viel getan werden, jede Hilfe wurde benötigt. Ich war überrascht von der Gruppendynamik und dem Umgang untereinander. Und davon, dass alle motiviert mitmachten und sogar länger dort blieben, als sie eigentlich hätten müssen, was in der Schule ja eher unüblich ist. Und nicht ich musste sie motivieren, sondern umgekehrt: sie motivierten mich.

Wie wurde die Idee des Künstlerzimmers von den Schüler*innen überhaupt wahrgenommen? Ich fragte nach.

Oft hörte ich, dass es großen Spaß machte und auf jeden Fall besser als der normale Unterricht sei. Dass es sich gut anfühlte, eigene Gedanken und Ideen kreativ ausführen und umsetzen zu können, ohne auf Vorschriften achten zu müssen.

Ich fragte, ob sich die Schüler*innen vorstellen könnten, später etwas mit Kunst zu machen oder so ein Projekt wie das Künstlerzimmer leiten zu wollen. Künstler*innen wollten sie nicht werden, aber Janinas (oder auch „Frau Künstlerins“) Arbeit wurde bewundert. Das müsste ganz schön viel Arbeit sein, das alles auf die Beine zu stellen mit einer Horde Kinder, die während des Arbeitens noch viel Quatsch machten, meinte einer. Und da hatte er wohl recht.

Nach langem Aufbau, zeichnen, einkaufen und basteln wurde der Hunger mit einer großen Pizza gestillt. Auf dem Boden sitzend aßen und unterhielten wir uns über Städte, Reiseziele und Schulen.

Nach dem gemeinsamen Essen musste ich mich leider verabschieden, leicht fiel es mir nicht, denn der Tag ging schnell rum und die Leute, die ich kennenlernen durfte, waren mir ans Herz gewachsen. Ich versprach wieder zu kommen, mir selber und ihnen, und plante den Ausflug schon für die nächste Woche.

Für mich ist „Das fliegende Künstlerzimmer“ ein bedeutendes und funktionierendes Projekt, welches Kinder begeistern kann, wo Talente und Leidenschaften entdeckt werden – und das alles an einem sonst eher unbeliebten Ort: der Schule.

Was außerdem prägt und von Bedeutung ist, ist das Zusammenarbeiten und das miteinander klarkommen auf engem Raum. Der Erhalt und das Kreieren einer Gruppendynamik, und Kunst und Kreativität in einen sonst sehr digitalen Alltag zu bringen, finde ich unglaublich wichtig.

Das Spaceship ist eins von vielen Projekten, die das Künstlerzimmer auf die Beine gestellt hat, aber das einzige, mit dem man auf einen anderen Planeten fliegen kann.

Und wer will denn nicht mal in einem Raumschiff sitzen?
Luise Eicke (Praktikantin der Crespo Foundation)