09:40 Uhr. Zum wiederholten Mal wird der Unterricht durch eine lautstarke Durchsage unterbrochen. Dieses Mal ertönt zwischen weihnachtlichen, fetzigen und melodischen Jingles die Aufforderung, die Unterseiten der Stühle nach Zetteln abzusuchen. Und tatsächlich! Den geheimen Auftrag folgend, ohne Worte den Klassensaal verlassend und die neugierigen Blicke der Klassenkameraden hinter sich lassend, erweist sich der Treffpunkt mit den anderen Finder*innen der bunten Zettel als ein buntes Zusammenkommen verschiedener Schüler*innen aus verschiedenen Jahrgängen an ebenso verschiedenen Orten. Ich begebe mich in den Theaterbereich, doch beim Anblick der kleinen Versammlung unter der Leitung zweier in schwarz gekleideter, Autogeräusche nachahmender Menschen, von denen uns einer zuvor im Unterricht als ehemaliger Sträfling vorgestellt wurde, bin ich zunächst skeptisch und weiß nicht, ob ich nicht doch lieber paukend im Unterricht sitzen würde. Doch nachdem sich meine Stimmbänder an das Nachahmen verschiedener nichtmenschlicher Klänge gewöhnen und mir klar wird, dass es hier nur um den gemeinsamen Spaß geht und mindestens die Hälfte der anderen Eingetroffenen sich in ihrer neuen Rolle als Sänger ebenso komisch vorkommt wie ich, finde ich langsam Gefallen an der Choreografie, die wir zusammen kreieren. Mit einer Mischung aus Jazzschritten, Hiphop „Pizza-Katze,“ Engelschor und Weltuntergangsjohlen begleiten wir unsere, auf der Putzmaschine hereinfahrende Künstlerin, schließlich mit imponierender Backgroundmusik, die – umgeben von der feiernden Schulgemeinschaft – , das „fliegende Künstlerzimmer“ an unserer Schule einweiht.

Jessica (Schülerin)